Hautpflege bei Psoriasis

Gesundheit
von
Mag. pharm. Irina Schwabegger-Wager
© Shutterstock
    Aktualisiert am 15.01.2024

    Tipps zur schonenden Hautreinigung und was Sie bei einem Befall der Kopfhaut tun können.

    Als chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit meist lebenslangem Verlauf verursacht die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, nicht nur körperliche Probleme, sondern beeinträchtigt auch in hohem Maße die Lebensqualität und psychische Gesundheit der Betroffenen.

    Nicht ansteckend

    Was viele nicht wissen: Schuppenflechte ist nicht ansteckend und kann in schweren Fällen auch mit weiteren Erkrankungen wie Diabetes, Gefäßerkrankungen oder Darmerkrankungen einhergehen. Neben der individuellen medikamentösen Betreuung jedoch können ein gesunder Lebensstil, Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst sowie eine regelmäßige Reinigung und Pflege des gesamten Körpers, auch in der schubfreien Zeit, die Lebensqualität der Betroffenen enorm steigern.

    Die stark juckenden, geröteten und schuppenden Hautareale an Knie, Kopfhaut, Kreuzbein oder Ellenbogen sowie im Achselbereich, wie sie bei der am häufigsten auftretenden Plaque-Psoriasis vorkommen, sind die Folge einer körpereigenen ausgelösten Entzündungsreaktion sowie einer zu schnellen Erneuerung der obersten Hautzellen. Diese Hautstellen, auch Plaques genannt, sind deutlich verdickt und von der umgebenden Haut scharf abgegrenzt.

    Psoriasis verläuft in Schüben, welche von unterschiedlichen Reizen ausgelöst werden: Stress, Infektionskrankheiten, starke Gewichtssteigerung sowie Alkohol und Rauchen zählen ebenso dazu wie eine zu starke Beanspruchung der Haut durch Sonnenbrand oder ständiger Druck auf eine Hautstelle durch Schmuck oder zu enge Kleidung sowie zu wenig Pflege.

    Fest steht: Wer dran bleibt und sich und seine Haut liebevoll pflegt, hat gute Chancen, seine Psoriasis in den Griff zu bekommen. Passende Pflegeprodukte und eine fachgerechte Beratung aus der Apotheke sind dabei eine wertvolle Hilfe.

    Schonende Hautreinigung ist wichtig

    Für die Reinigung der gesamten Körperoberfläche sollten seifen- und parfümfreie Syndets bzw. feuchtigkeitsspendende Waschfluids oder Duschgele verwendet werden. Die Duschdauer sollte kurz und die Wassertemperatur lauwarm gehalten werden, um den Säureschutzmantel der Haut möglichst wenig zu belasten. Anschließend darf die Haut nur trockengetupft, nicht stark gerubbelt werden. Dabei den Hautfalten besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen, denn in Achselhöhlen, hinter den Ohren, im Nabel oder im Genitalbereich sammelt sich gerne Restfeuchtigkeit, die leicht zu schmerzhaften Einrissen und Entzündungen führen kann.

    Wer lieber in die Badewanne steigt, sollte auch hier nur kurz dem Vergnügen frönen, die Wassertemperatur nicht über 35° C steigen lassen sowie auf Schaumbäder verzichten und zu medizinischen Ölbädern greifen. Diese entfalten ihre rückfettende Wirkung am stärksten am Ende des Bades, wenn sich die fetten Öle beim Aufstehen aus der Wanne als dünner Film auf die Haut legen. Generell gilt jedoch: Lieber duschen als baden.

    Wenn Psoriasis-Patienten schwimmen gehen möchten, so sollten sie dies nur in der erscheinungsfreien Zeit tun und darüber hinaus die gefährdeten Hautareale mit wasserfreien Salben wie zum Beispiel Vaseline vor Schwimmbadchemikalien schützen. Danach gründliches Abduschen mit warmem Wasser nicht vergessen.

    Was bringt Harnstoff?

    Trockene Haut gilt ebenfalls als Reiz, der einen Schub auslösen kann. Im Vergleich zu gesunder Haut findet man in den befallenen Hautstellen um 40 Prozent weniger Harnstoff. Harnstoff, auch Urea genannt, zählt zu den natürlichen Feuchthaltestoffen. Harnstoff-haltige Cremen und Salben weichen die Hornschicht auf und führen der Haut Wasser zu, indem sie das Wasserbindungsvermögen der Hornschicht erhöhen.

    Da sie kein Allergisierungspotenzial aufweisen, sind Harnstoffpräparate auch zur Langzeittherapie geeignet – lediglich bei akuten Entzündungsphasen dürfen sie nicht angewendet werden. In der Kombination mit Salicylsäure zählt Harnstoff zu den schuppenablösenden Mitteln und wird gerne zu Beginn einer Therapie an der behaarten Kopfhaut und an den Handflächen eingesetzt. Die meist drei- bis zehnprozentigen Zubereitungen lösen die Kittsubstanz zwischen den Hautzellen auf, in Folge dessen fallen die Schuppen schneller ab.

    Hautpflege Tag für Tag

    Die Basistherapie der Schuppenflechte ist und bleibt die tägliche Hautpflege, um die Hautbarriere zu stärken. Wichtig dabei: Auch in beschwerdefreien Zeiten muss die gesamte Haut gepflegt werden, und es können unterschiedliche Pflegeprodukte für intakte und befallene Hautstellen notwendig sein. Je konsequenter dies befolgt wird, desto größer sind die Chance auf lange symptomfreie Phasen.

    Besonderes Augenmerk legt der Apotheker auf die Wahl des richtigen Pflegeproduktes aus der Fülle der Kosmetika, welche derzeit am Markt erhältlich sind. Diese sind immer individuell auf Hauttyp sowie Erkrankungsstadium abzustimmen. Trockene Haut braucht reichhaltige Pflege, die in der warmen Jahreszeit hauptsächlich Feuchtigkeit zuführen und im Winter eher rückfettende Eigenschaften haben sollte. An erster Stelle stehen dabei Produkte mit feuchtigkeitsspendendem Harnstoff oder Milchsäure. Inhaltsstoffe wie Teer oder Polidocanol wirken gut gegen Entzündungen bzw. sind eine Wohltat für die juckende Haut. Linolsäuren und Ceramide sorgen für die notwendige Rückfettung. Ebenso gibt es homöopathische Hilfe: Mahonia aquifolium in Salbenform wirkt entzündungshemmend und der übermäßigen Produktion von Hautzellen entgegen.

    Das wichtigste Entscheidungskriterium für das eine oder andere Produkt ist jedoch immer die Akzeptanz durch den Patienten: Nur wenn die Hautpflege gut riecht, sich angenehm auf der Haut anfühlt und ihre Anwendung sich gut in den Alltag des Betroffenen einbauen lässt, wird sie auch verwendet werden.

    Apotheker-Tipp

    • Make-up-Kosmetika auf Cremebasis bevorzugen – ­wasserfeste Produkte oder ­Puder trocknen die Haut zu sehr aus, Camouflage nur ab und zu verwenden
    • auf Weichspüler mit Duft­stoffen verzichten
    • chemische oder mechanische Peelings meiden
    • Kaltwachs zur Haarentfernung anwenden, reizt die Haut am geringsten
    • elektrische Rasur statt Nass­rasieren schont die Haut
    • Schuppen nicht abkratzen oder „wegkämmen“
    • helle Kleidung tragen, um die Schuppen „unsichtbar“ zu machen

    Befall der Kopfhaut richtig behandeln

    Ein Mann zeigt mit einer Lupe, dass auch seine Kopfhaut von Schuppenflechte betroffen ist.
    Etwa 80 Prozent der Psoriasis-Betroffenen leiden auch unter einem Befall der Kopfhaut. © Shutterstock

    Ca. 80 Prozent aller Psoriasis-Patienten leiden unter einem Befall der Kopfhaut, die damit zu den am häufigsten betroffenen Hautarealen zählt. Die Plaques, welche meist hinter den Ohren, im Nacken und am Haaransatz zu finden sind, gelten als besonders belastend und unangenehm, da sie einerseits sichtbar sind und zum anderen durch die Schuppenbildung auch auf der Kleidung Spuren hinterlassen.

    Ein Großteil der Patienten leidet zudem unter einem quälenden Juckreiz und hat Probleme beim täglichen Bürsten und Kämmen. Pflegeprodukte für Haar und Kopfhaut dürfen nicht fetten oder abfärben und müssen sich wieder gut auswaschen lassen – Eigenschaften, welche Sprühschäume am besten erfüllen.

    Für die tägliche Haarwäsche hingegen stehen milde pH-neutrale Shampoos aus der Apotheke zur Verfügung, wahlweise mit juckreizlindernden oder schuppenbefreienden Zusätzen. Salicylsäure-haltige Shampoos für stärkere Plaques sollten hingegen maximal zweimal in der Woche angewendet werden, dazwischen wird mit einem milden Pflegeshampoo gewaschen.

    Auch beim Kämmen sollten Sie „Milde walten lassen“: Naturhaarbürsten eignen sich besser als Kunstborsten. Lassen Sie Ihre Haare am besten lufttrocknen bzw. föhnen Sie nur kalt. Dauerwelle und Haare färben sind zumindest während eines akuten Schubes nicht erlaubt.

     

    Lesen Sie auch unsere Tipps zur Behandlung leichter Psoriasis.

    Mag. pharm. Irina Schwabegger-Wager
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